TV-SENDUNG • WZ > OKTOBER 2022
Ökonomisierung im Gesundheitswesen
Gesundheit für alle? Solidarität hier und weltweit
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Veranstaltungen mit TV‑Aufzeichnung: Mo 17. Oktober 2022, 13:30-15 Uhr – Pius Hospital, Peterstraße 32, – Oldenburg
Sendetermin bei Oldenburg eins steht noch nicht fest
Thema und Gäste
Um im globalisierten Markt wirtschaftlich zu handeln, muss alles effizienter werden. Ist dies auch im Gesundheitswesen der Fall? Die 2003 in Kraft getretene Fallpauschale (DRG) ist dafür gedacht, mit geringstmöglichen Kosten Menschen zu heilen. Wohin führt uns diese Entwicklung? In welcher Weise wird der globale Süden dabei bedacht und welche Auswrikungen haben unsere Entscheidungen weltweit? In der Podiumsdiskussion wurden Organisationen und Gewerkschaften, die sich für Arbeitgeber- und Arbeitnehmer*innenrechte im Gesundheitswesen einsetzen und diese vertreten, unter die Lupe genommen und zu Themen des Kapitalismus im Gesundeitswesen befragt.
Gesprächspartner*innen der Podiumsdiskussion
Eingeladen wurden Organisationen und Gewerkschaften, die sich für Arbeitgeber*innen- und Arbeitnehmer*innenrechte einsetzen. Wir freuen uns sehr über diejenigen, die gekommen sind, um öffentlich über ihre Ansichten zu sprechen!
- Dr. phil. Nadja Rakowitz für den Verein Demokratischer Ärzt*innen (VDÄÄ*)“ | VDÄÄ*
- Ingo Schaffenberg für den „BochumerBund“ | Bochumer Bund
- Hannes Scherf für die „Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di)“ | Ver.di
- Sarah Steenken für den „Marburger Bund“ | Marburger Bund
Bericht über den Workshoptag
Zwei Ausbildungskurse des 3. Lehrjahres treffen sich an einem Montagmorgen im Oktober in der Schule für Pflegefachberufe des Pius-Hospitals, einer Klinik in katholischer Trägerschaft, die gemeinsam mit dem Evangelischen Krankenhaus und dem Klinikum der Stadt Oldenburg für die Universitätsmedizin in Oldenburg steht.
Der Workshop über „Kapitalismus im Gesundheitswesen“ ist unter dem Dach von Werkstatt Zukunft gemeinsam von Auszubildenden in der Pflege und Medizinstudent*innen der Universität Oldenburg vorbereitet worden. Im Zentrum stehen die Auswirkungen der Ökonomisierung des Gesundheitswesens hier in der konkreten Arbeit vor Ort wie auch weltweit.
Gegen den Druck, der in den vergangenen Jahren immer unerträglicher geworden ist und der zur Abwanderung vieler Pflegekräfte aus ihrem Beruf geführt hat, kann nur Solidarität hier und weltweit helfen. Das braucht solidarische Aktionen aller Berufsgruppen – immer unter Berücksichtigung der Perspektive in anderen Teilen der Welt, insbesondere im globalen Süden. Jede Veränderung in Deutschland, etwa durch das Anwerben von Pflegekräften aus dem globalen Süden, ist dort unmittelbar spürbar – oft auch bedrohlich.
Dr. phil. Nadja Rakowitz, Geschäftsführerin des Vereins Demokratischer Ärzt*innen (VDÄÄ*)
Nadja Rakowitz, Geschäftsführerin des Vereins demokratischer Ärzt*innen, gibt eine fundierte und sehr differenzierte Einführung in das Thema und beleuchtet die Ökonomisierung des Gesundheitswesens, seit 1984 das Gewinnverbot für Krankenhäuser, das bis dahin galt, aufgehoben worden ist. Das hat privaten Konzernen die Tür zum „Gesundheitsmarkt“ geöffnet und zu Konkurrenz der Kliniken untereinander geführt – was damals gewollt war und zu den heute bestehenden Verwerfungen im Klinikbereich geführt hat. Durch die Einführung von sogenannten Fallpauschalen für die Behandlung von Patient*innen Anfang des neuen Jahrtausends wurde dies weiter verstärkt.
Die Podiumsdiskussion
Das alles wird in seinen Auswirkungen in der Podiumsdiskussion, die Werkstatt Zukunft im Anschluss an den Workshop aufgezeichnet hat, im Einzelnen erläutert. Dabei schildern die Gäste aus verschiedenen Berufsorganisationen auch, welche Rolle die Perspektive des globalen Südens in ihrer Arbeit spielt.
Später am Vormittag kommen Vertreter:innen des Marburger Bundes (der Ärztinnen und Ärzte vertritt), des BuchumerBundes (Pflegegewerkschaft) und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, die grundsätzlich alle Beschäftigten im Gesundheitsbereich vertritt, hinzu. Diese stehen für Gespräche in wechselnden Gruppen im Rahmen eines Speeddatings zur Verfügung und waren anschließend Gäste unserer Podiumsdiskussion.
Sarah Steenken, Juristin beim „Marburger Bund“
Schon die intensive Zusammenarbeit von Auszubildenden und Studierenden in den Wochen der Vorbereitung des Projektes war für alle Beteiligten etwas Besonderes, gibt es doch sonst eher selten Berührungspunkte zwischen Auszubildenden in der Pflege und künftigen Ärzt*innen.
Auch die gründliche Information über die ökonomischen Zusammenhänge des Gesundheitswesens wurde von den Auszubildenden gerne angenommen, da hierfür im Alltag offenbar kaum Zeit zur Verfügung steht. Die Belastung durch den Schichtdienst und die Vorbereitung auf die bevorstehenden Prüfungen ist hoch.
Hannes Scherf, Gewerkschaftssekretär der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)
Hilfreich war, dass die beteiligten Studierenden aus den Reihen der Kritischen Mediziner*innen kamen, die sich ohnehin mit der sozialen Verantwortung im Gesundheitswesen auseinandersetzen. Durch den Vorlesungsbetrieb, der wieder begonnen hat, konnten zwar nicht alle den ganzen Workshoptag mitmachen, aber die Teilprojekte, die in der Universität geplant sind, werden an Samstagen stattfinden – was für die Auszubildenden wiederum bedeutet, dass sie nur teilnehmen können, wenn der Schichtdienst das zulässt. Schon im Kleinen zeigt sich, dass multiprofessionelles Arbeiten immer wieder auf Hindernisse stößt.
Weitere globale Einblicke sind für den folgenden Workshoptag in der Schule für Pflegeberufe zu erwarten, wenn es um das Anwerben von Pflegekräften aus Ländern des globalen Südens geht.
Ingo Schaffenberg, Krankenpfleger, für den "BochumerBund"
Das Gesamtprojekt
Die Podiumsdiskussion findet im Rahmen des Projektes zur sozialen Gerechtigkeit statt. Dieses interprofessionelle Projekt wurde von Pflegeschüler*innen und Medizinstudent*innen gemeinsam organisiert und widmet sich dem Thema der solidarischen Gesundheitsversorgung. Es werden mehrere Workshoptage und zwei öffentliche Podiumsdiskussionen stattfinden. Hier ist ein Überblick über alle Teilprojekte. Wer Interesse hat, an den Workshops teilzunehmen, ist herzlich eingeladen!
Alle Workshoptage im Überblick
Für eine detailierte Ankündigung klicke auf den jeweiligen Termin!
Organisation des Projektes
Werkstatt Zukunft in Kooperation mit...
... den Kritischen Mediziner*innen Oldenburg... | Website
... und Auszubildende der Schule für Pflegefachberufe am Pius Hospital in Oldenburg | Website
Förderer unserer Projekte zu Sozialer Gerechtigkeit
Gefördert durch Engagement Global... | Website
...und durch die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung | Website
Werkstatt Zukunft in Kooperation mit den Kritischen Mediziner*innen Oldenburg, der Pflegeschule des Pius Hospitals, sowie mit Oldenburg eins und weiteren Bürgersendern.