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TV-SENDUNG • WZ > NOVEMBER 2021

Umweltethik aus islamischer Sicht

Zwischen individueller Verantwortung und strukturellen Herausforderungen – Eine islamisch-ethische Perspektive

Sendung

Hier finden Sie die Sendung unabhängig vom Sendetermin auf unserem YouTube-Kanal. Der Link führt zu YouTube und dort zum Video. Aus Gründen des Datenschutzes binden wir Videos nicht direkt auf der Seite ein.

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Vortrag mit TV‑Aufzeichnung: Do 28. Oktober 2021, 18 Uhr – Landesmuseum Natur und Mensch, Damm 38-46 – Oldenburg
Sendetermin: Noch offen – Oldenburg eins

Wiederholungen werden in den Programmankündigungen der Sender bekanntgegeben.

Umweltethik zwischen individueller Verantwortung und strukturellen Herausforderungen. Eine islamisch-ethische Perspektive

In der Ankündigung des Landesmuseums zum Vortrag von Dr. Asmaa El Maaroufi, einer jungen Wissenschaftlerin der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, heißt es:

Im Vortrag von Frau Dr. Asmaa El Maaroufi soll in die islamisch-theologische Umweltethik eingeführt und Grundlagen des Verständnisses von Natur aus einer islamisch-ethischen Perspektive erläutert werden. Anschließend soll es darum gehen, aufzuzeigen, weshalb (islamisch-)theologische Zugänge zu Nachhaltigkeitsdebatten überhaupt einen Mehrwert im Kontext säkularer Diskurse besitzen. Welchen Mehrwert bieten diese Perspektiven insbesondere im Kontext der Frage nach Umweltgerechtigkeit? Dieser und weiteren Fragen soll nachgegangen werden.

Zur Person:

Asmaa El Maaroufi wurde 1989 geboren und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Kalam, Islamische Philosophie und Mystik des Zentrums für Islamische Theologie der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. In Ihrer Promotion beschäftigte Sie sich mit der Frage nach dem Tier im Islam und habilitiert nun zur "Theologie der Nachhaltigkeit" im islamisch-theologischen Kontext. Sie ist Mitglied des Arbeitskreises "Religionen für biologische Vielfalt" und des Ethiknetzwerks Christentum und Islam.

Werkstatt Zukunft hat den Vortrag in Kooperation mit dem Landesmuseum aufgezeichnet. Wir bedanken und bei Jenin Elena Abas vom Landesmuseum für die gute Zusammenarbeit und hoffen, damit einen neuen Akzent in die aktuelle Umwelt- und Klimadebatte einbringen zu können. Viel Spaß dabei!

Eindrücke vom Vortrag

Hier ein Text unserer Praktikantin Lina Besenthal, die an der Uni Oldenburg Umweltwissenschaften studiert und diesen zum Vortrag von Asmaa El Maaroufi formuliert hat:

Was haben Klimaschutz und der Islam miteinander zu tun?

Auf den ersten Blick nicht viel, schaut man aber mal tiefer wird eine sehr enge Verbindung deutlich. Genau darum ging es in dem Vortrag von Dr. Asmaa El Maaroufi, welcher im Rahmen des 360° Projektes des Museums „Natur und Mensch“ in Oldenburg am 28. Oktober 2021 stattfand. Sie selbst ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und hat zum Thema Tierethik und Islam promoviert. Sie ist Philosophin und Ethikerin und beleuchtet Themen nicht nur wissenschaftlich, sondern auch aus muslimischer Sicht. So auch das Thema „Umweltethik“.

„Nicht isoliert denken“ – Die Rolle der Religion in den Umweltdebatten

Nicht so isoliert zu denken ist eines der Themen, mit dem Dr. El Maaroufi in den Vortrag startet. Vielmehr verweist sie auf ein harmonisches Miteinander und meint damit, dass in unserer Gesellschaft alles mit allem etwas zu tun hat. So ist Religion nicht isoliert vom Thema Klimaschutz zu denken, nein sie muss sogar in den Umweltschutz einbezogen werden und sich positionieren. In den drei abrahamitischen Religionen ist der Mensch die Krone der Schöpfung. Bedeutet das nicht, dass er auch Verantwortung übernehmen muss? Genau darauf möchte die Vortragende hinaus und verweist dabei auch auf die höhere emotionale Bindung, wenn Umweltschutz im Rahmen von Religion vermittelt wird.

Religion und Umweltschutz – Wie sieht das konkret aus?

Was bisher nur theoretisch klingt, wird zum Teil schon praktisch umgesetzt. So gibt es in Marrakesch in Marokko das Projekt „Mosquée Verte“ (Grüne Moschee), bei dem auf Moscheen Solaranlagen gebaut sind. In anderen Ländern sind die Folgen des Klimawandels schon viel deutlicher zu sehen und ein aktives Handeln unumgänglich. So z.B. in Jordanien und seiner Wasserknappheit. Teil der islamischen Tradition ist die Gebetswaschung. Um das Wasser danach noch weiter zu verwenden, kam in einer Moschee in Mafraq die Idee auf, dass Abwasser der Waschungen als Bewässerung für die Grünanlagen zu nutzen. So ist religiöse Tradition nachhaltig gedacht!

„Luxusproblem vs. Realität” oder „Fridays for future vs. Friday for now”

Während Klimaschutz in einigen Teilen der Welt als „Luxusproblem“ dargestellt wird, zeigt das Problem der Wasserknappheit eindrücklich, dass woanders die Folgen des Klimawandels schon Realität sind und das Handeln dort absolut nichts mit Luxus, sondern viel mehr mit dem Überleben zu tun hat. Dort ist es kein Handeln um die Zukunft besser zu machen, sondern um die Veränderungen des hier und jetzt aufzuhalten oder zu mindestens mit ihnen umzugehen.

Umweltethik im Lichte des Koran

Als Umweltethik definiert Dr. El Maaroufi den „Qualifizierten Umgang der Menschen mit verschiedenen Daseinsformen der Natur“. Ein Stichwort, welches im Laufe des Vortrags fällt, ist „Der Mensch & die anderen Tiere“. Dies verdeutlicht die Einheit und die Abhängigkeit, die Mensch und Tiere voneinander haben. Die Tiere sind eben nicht das Gegenüber des Menschen und die gesamte Natur kann aus islamischer Sicht als Emblem Gottes gesehen werden. Und wenn der Mensch Teil dieser Schöpfung ist, ist er dann nicht beauftragt diese Schöpfung, zu der auch er selber gehört, zu bewahren? Mit dem Bewahren aber ist nicht nur das Verharren im Ist-Zustand gemeint, sondern vielmehr eine Verbesserung!

„Wer zu Gott will, kann nicht ohne die Schöpfung?!“

Auch dieses Zitat fällt während dem Vortrag. Es zielt darauf ab, dass die Schöpfung als „sichtbarer Koran“ gesehen werden kann. Sie ist also eine Offenbarungsweise Gottes, genauer die kosmisch, phänomenale Offenbarung. Ahmad Milad Karimi bringt es auf den Punkt indem er sagt: „Die Umwelt zu zerstören heißt, den Geschöpfen die Grundlage für den Geschmack Gottes zu entnehmen“. Zum Schluss des Vortrags appelliert Dr. El Maaroufi für ein Umdenken und eine Selbstkritik innerhalb der Religion. Es ginge darum die Gottesbücher nicht mehr so egoistisch zu lesen, sondern im Blick auf die gesamte Schöpfung. Außerdem solle die momentan sehr areligiöse Betrachtung des Klimaproblems auf die Religionen ausgeweitet werden.

Und wie setzten wir das jetzt um?

Das ist eine Frage, die das Publikum nach dem Vortrag beschäftigt hat. In Deutschland sind mehr als die Hälfte der Bevölkerung in der evangelischen oder katholischen Kirche. Wenn man diesen Menschen und auch den anderen Glaubensgemeinschaften in Deutschland klar machen würde wie sehr Klimaschutz zu ihren Aufgaben gehört, dann wären wir sicher viele Schritte weiter. Doch wie geht das? Wenn es darauf schon eine zufriedenstellende Antwort geben würde, dann hätte sich wahrscheinlich schon Entscheidendes verändert. Aber vielleicht sind es auch die kleinen Schritte, das Dranbleiben und das immer wieder Versuchen, die ein Umdenken bewirken können.

Video-Reihe in Kooperation mit dem Landesmuseum Natur und Mensch

Gefördert im Programm 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft der Kulturstiftung des Bundes und in enger Kooperation mit dem Landesmuseum hat Barthel Pester von Werkstatt Zukunft drei Interviews mit Oldenburger:innen geführt, die aus aller Welt stammen. Außerdem hat Werkstatt Zukunft zwei Veranstaltungen zu islamischen Perspektiven auf Umwelt- und Klimafragen aufgezeichnet. Hier stellen wir alle Beiträge aus der Reihe vor.

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Umweltethik aus islamischer Sicht. Dr. Asmaa El-Maaroufi von der Uni Münster zu Gast im Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg. „Theologie der Nachhaltigkeit“ im islamisch-theologischen Kontext – ein wichtiger neuer Akzent in der aktuellen Umwelt- und Klimadebatte. Februar 2022 | Themenseite

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Frieden, Haltung und Nachhaltigkeit – Eine islamische Perspektive. Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi vom Institut für Islamische Theologie der Uni Münster zu Gast im Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg. In Nachhaltigkeit steckt gleichzeitig „Halt“. Wer oder was gibt Halt? März 2022 | Themenseite

Interviews

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Bildung als Weg zum Frieden – Im Gespräch mit Maryam Ghandehari, Iran. Im Interview erklärt Maryam Ghandehari die Bedeutung der Bildung für Zukunftsthemen wie Integration und ein friedvolles, sicheres Miteinander und wie sie sich für das Klima in Oldenburg und im Iran einsetzt. Dezember 2021 | Themenseite

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Korruption in Afghanistan – Jawid Sadeqi im Gespräch. Der ehemaliger TV-Journalist berichtet über Korruption, Diskriminierung und die Auswirkungen der Machtergreifung der Taliban. Als politischer Aktivist setzt er sich für Demokratie, Bildung und Frauenrechte ein. Dezember 2021 | Themenseite

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Bildung für Klimagerechtigkeit – Lucien Minka aus Kamerun im Gespräch. In diesem Beitrag beschreibt er, was Bildung in Kamerun für Frieden und Klimagerechtigkeit bewirken kann und spricht über gegenseitigen Respekt als Grundlage für die Integration verschiedener Kulturen. Dezember 2021 | Themenseite

Werkstatt Zukunft – Die Sendereihe

Werkstatt Zukunft produziert monatlich eine TV-Sendereihe, die bei Oldenburg eins und bei weiteren Bürgersendern ausgestrahlt wird. Über unsere Website und unseren YouTube-Kanal sind unsere Videos zeitlich und räumlich unbegrenzt zu sehen.

Förderer

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Die Filmreihe von Werkstatt Zukunft in Kooperation mit dem Landesmuseum Natur und Mensch wird gefördert im Programm 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft der Kulturstiftung des Bundes.

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Werkstatt Zukunft in Kooperation mit dem Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg, dem Lokalsender Oldenburg eins und weiteren Bürgersendern.


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