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Klimakrise im Ammerland

Eine Entgegnung auf nichtssagende Antworten der Kommunalpolitik

Ein Bericht von Barthel Pester, September 2022

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Aus der eigenen Komfortzone lässt sich die gesellschaftliche Veränderung im Zuge der Klimakatastrophe nur erahnen und zu leicht ausblenden. Während wir ständig davon sprechen, wie dramatisch die Welt sich verändere, sind wir doch weitgehend gefangen in unserer eigenen regionalen Blase dessen, was wir als „normal“ empfinden. Je dichter die Klimakrise, wie in 2021 im Ahrtal geschehen, an uns heranrückt, sind wir ein jedes Mal aufs Neue überrascht wie Walter Kempowskis Mutter Margarethe, die in der Familienchronik „Tadellöser und Wolff“ regelmäßig die Worte spricht: „Nein, wie isses nun bloß möglich?“

Eine Entgegnung auf nichtssagende Antworten der Kommunalpolitik

Überrascht sein als Politik bedeutet, dass nicht nur die Gesellschaft gerne die Augen verschließt, solange es geht, sondern das auch die Strategie der Politik ist. Gerade auch auf kommunaler Ebene, wenn z.B. im Kreistag ehrenamtlich wirkende Politiker:innen eher auf Vorschläge der Verwaltung reagieren denn eigene Ideen einzubringen. Warum machen das Politiker:innen, obwohl sie doch die Verantwortung übernommen haben für die Zukunft der ihnen anvertrauten Gesellschaft? Ehrliche Antwort: Es ist die Strategie, sich aus dieser Verantwortung zu stehlen. Gerade überwiegend ehrenamtlich wirkende Kommunalpolitik bereitet sich nicht auf das Ungeschehene vor, sondern nur auf das Geschehene.

So geschehen bei der Veranstaltung des Klimamarkt Ammerland im Jaspershof in Westerstede als die beiden Kandidaten von CDU und SPD genau diese Strategie live vorlebten | Klimamarkt Ammerland

Lang, lang ist es her – wir wissen so viel wie nie zuvor

Exkurs: Dabei ist der Klimawandel eines der aktuell drängendsten Themen, doch dass es ihn gibt, ist keineswegs neu. Ein Blick in die Geschichte der Klimaforschung zeigt: Die Zusammenhänge wurden schon vor langem entdeckt, die ersten Warnungen vor dem menschengemachten Klimawandel sind Jahrzehnte her.

Schon vor rund 200 Jahren beschreibt der französische Physiker Joseph Fourier als erster den Treibhauseffekt, ohne den auf der Erde ein eisiges, lebensfeindliches Klima herrschen würde. 1862 erforscht der Brite John Tyndall den natürlichen Treibhauseffekt und stellt neben CO2 weitere Treibhausgase fest. 1896 erwähnt der schwedische Chemiker Svante Arrhenius erstmals, dass der Mensch den CO2-Gehalt der Atmosphäre erhöht.

Mit dem 1972 veröffentlichten Bericht Die Grenzen des Wachstums kommt der Club of Rome weltweit in den Diskurs. Der erste weltweite Klimagipfel findet im Februar 1979 statt. In den Medien wird der Klimawandel zum Thema, als das Magazin "Der Spiegel" im Oktober 1986 der "Klima-Katastrophe" seine Titelstory widmet.

Regional wegschauen

Die Klimakrise ist also wissenschaftlich belegt. Überdurchschnittlich Engagierte des Klimamarkt Ammerland laden vor den niedersächsischen Landtagswahlen am 09.10.2022 fünf Kandidat:innen ein, sich zu dringenden Herausforderungen durch die Klimakrise zu äußern. Die erste Frage wird diesen fünf politischen Vertreter:innen sogar Tage vor der Veranstaltung zwecks Vorbereitung zur Verfügung gestellt. Und wie antwortet der Kandidat der CDU, Jens Nacke, seit 2003 direkt gewählter Landtagsabgeordneter im niedersächsischen Landtag, wie antwortet der Kandidat der SPD, Björn Meyer? Beide völlig nichtssagend.

Bei einem ausgebufften Polit-Profi wie Jens Nacke, immerhin aktuell Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion in Hannover, Mitglied des Ammerländer Kreistags seit 2006 und Mitglied des Wiefelsteder Gemeinderates seit 2006, sind Antworten mit einem knapp an 100% reichenden Bla-Bla-Faktor Routine, ohne etwas zu sagen. Doch so ignorant zu antworten angesichts der im Ammerland spätestens im Sommer 2022 wahrgenommenen Klimakrise ist auch anhand des Wahlprogramms der niedersächsischen CDU dreist.

Die Engagierten des Klimamarkts sind konsterniert. Sie sind schließlich keine Populist:innen, keine Querdenker:innen, rufen nicht zu Montag-Demos auf: Werner Krauß lehrt an der Universität Bremen Ethnologie von Landschaften, politische Ökologie oder etwa Anthropozän und Klimawandel. Die Biologin Susanne Grube ist Beratendes Mitglied im Umweltausschuss im Kreistag Ammerland. Hans Iske war bis zu seiner Pensionierung als Referent für berufliche Bildung und Schulaufsichtsbeamter in Bremen tätig. Um nur drei der Engagierten zu nennen. Warum sind Nacke und Meyer zu dieser Diskussion erschienen, wenn sie sich auf die Fragen nicht einlassen?

Und auch Björn Meyer, Kandidat der SPD, Mitglied des Kreistags und Ratsmitglied in Apen, mag nicht erkennen, dass wir als Gesellschaft nicht über unsere Verhältnisse leben, sondern über die Verhältnisse von Anderen.

Dass sowohl Nacke als auch Meyer den Bau der geplanten Autobahn 20 gutheißen ist altbekannt, doch wie sie diesen Bau angesichts der sich beschleunigenden Klimakrise verantworten, dieser Frage entziehen sie sich.

Aufgeben gilt nicht, denn es geht ums Ganze. Der Klimamarkt Ammerland wird sich auch zukünftig um Anschlüsse und Allianzen bemühen, denn es braucht weiterhin kluge, inspirierende und manchmal auch riskante und verstörende Perspektiven: Gemeinsam darüber nachdenken, worum es jetzt wirklich geht.

Werkstatt Zukunft stellt der geneigten Leser:innenschaft alle Dokumente des Klimamarkt Ammerland zur Verfügung, um sich noch besser mit den klimatischen Veränderungen in unserer Region auseinandersetzen zu können.

Die folgende Pressemitteilung hat der Klimamarkt Ammerland drei Tage nach der Veranstaltung an regionale Medien versendet, die (Stand 25.09.2022) bislang redaktionell nicht berücksichtigt worden ist. Werkstatt Zukunft veröffentlicht sie in unverändert voller Länge:

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Klimakrise im Ammerland: Das sagen die Landtagskandidaten

Der Klimamarkt Ammerland gab am Donnerstag, dem 15. September 2022, im Jaspershof in Westerstede den Landtagskandidaten die Möglichkeit, ihre Positionen in Bezug auf Klimathemen deutlich zu machen. Für Bündnis 90/Die GRÜNEN erschien Frau Kuck, für die CDU Herr Nacke, für die SPD Herr Meyer, für die Linke Herr El-Scheich und für die FDP Herr Engelbarts.

Als Vertreter des Klimamarktes Ammerland betonte Werner Krauß von der Universität Bremen, dass die übliche Routine mit wissenschaftlichen Gutachten auf der einen Seite und politischer Entscheidung auf der anderen nicht ausreiche, um angemessen auf die Klimakrise zu reagieren und die gesetzlich festgelegten Klimaziele zu erreichen. Vielmehr brauche es den Druck der Öffentlichkeit. Hans Iske vom Klimamarkt ergänzte, dass die Auswirkungen des Klimawandels längst im Ammerland angekommen seien in Form von Dürre und Austrocknung der Bäken, aber auch großflächigen Überschwemmungen und Freisetzung von CO2 aus den Mooren. Negativ würde sich unter anderem die fortschreitende Versiegelung der Flächen auswirken.

In ihren Eingangsstatements betonten vor allem die Kandidaten von CDU und Linke die Möglichkeiten regenerativer Energien im Ammerland, während die Vertreter von GRÜNEN und SPD die Verantwortung für den Klimaschutz vor allem als nationale Aufgabe verstehen. Die Antworten auf die ortskundigen Fragen des Klimamarktes nach Klimaneutralität, Wiedervernässung der Moore, Versiegelung, Bauen oder Mobilität im Ammerland blieben oft vage. Klimaschutz müsse sich lohnen, so Herr Meyer. Er wies dabei auf die Bedeutung der niedersächsischen Energieinfrastruktur hin. All dies dürfe aber nicht subventioniert werden, so der Vertreter der FDP, Herr Engelbarts.

Querverbindungen zwischen den Themen stellte der Vertreter der Linken her, der sich für alternative Formen von Landwirtschaft stark machte. Frau Kuck betonte, dass bei allen Themen ein Wandel nur „Hand in Hand“ möglich sei und sah eine staatliche Rolle bei der Erarbeitung eines Klimalabels für Produkte, aber auch bei Klimaschutzkonzepten von Unternehmen. Herr Nacke betonte, dass bei der Landwirtschaft zusätzliche Aufgaben vergütet werden müssen. Diesem Ansatz pflichteten die anderen Kandidaten bei.

Beiträge aus dem Publikum betonten vor allem die Dringlichkeit des Handelns angesichts der Klimakrise und die mangelnde Bereitschaft der Politik, sich der Fragen anzunehmen.

Im Schlusswort bedankte sich der Klimamarkt Ammerland und stellte ernüchtert einen Mangel an Visionen für ein klimaneutrales Ammerland fest.

Nach der Veranstaltung haben die Engagierten des Klimamarkt Ammerland die eingeladenen Landtagskandidat:innen angeschrieben und zwischen den Zeilen sehr freundlich (noch einmal) um konkrete Antworten auf ihre Fragen gebeten:

Moin, sehr geehrte Landtags-Kandidat:innen

wir möchten uns noch einmal herzlich bedanken für Ihre Teilnahme an der Diskussion am Donnerstagabend im Jaspershof. Wir wissen es zu schätzen, dass Sie sich den Abend frei geschaufelt haben, um uns Ihre Meinung zu Klimaschutz und Klimaanpassung wissen zu lassen.

Das Thema ist schwer, sehr komplex und geht in letzter Konsequenz ans „Eingemachte“. Uns ist klar, dass wir keine ganz leichten Fragen gestellt haben, aber die Anforderungen an Klimaschutz und Klimaanpassung, die ein gutes (Über-) Leben der nachfolgenden Generationen sichern, sind eben nicht einfach. Wir brauchen aber ganz dringend konkrete Antworten darauf. Auf Bundesebene, aber auch auf Landesebene und ganz konkret hier im Ammerland.

Lassen Sie uns darüber im Gespräch bleiben und bald konkreter werden. Zu Ihrer Information und auch zur Nachschau übersenden wir Ihnen in der Anlage unseren kompletten Fragenkatalog. Für die heiße Phase des Wahlkampfes wünschen wir Ihnen Ausdauer und Erfolg.

Klimafreundliche Grüße sendet,

Susanne Grube für das Team vom Klimamarkt Ammerland

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Über den Klimamarkt Ammerland

Die Berichte des Weltklimarates und die Forderungen des Klimaabkommens von Paris sind bekannt. Die Risiken der Klimakrise haben das Bewusstsein der Menschen erreicht: Die Polkappen und Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt und der Grundwasserspiegel sinkt. Das Ammerland als küstennahe Region wird von den Veränderungen besonders betroffen sein und erste Auswirkungen sind bereits spürbar. Was bedeuten die Änderungen des Klimas für das Leben im Ammerland, für unseren Alltag und die Zukunft unserer Kinder? Was fehlt, was muss sich ändern, was können wir tun, um die Lebensqualität zu bewahren und gleichzeitig eine klimafreundliche Zukunft zu gestalten?

Vor mehr als zwei Jahren wurde deshalb auf Initiative engagierter Bürger*innen der „Klimamarkt Ammerland“ ins Leben gerufen, um der Sorge über den Klimawandel im Ammerland Ausdruck zu verleihen und ins Handeln zu kommen.

Seitdem wurden u. a. folgenden Veranstaltungen und Aktionen organisiert bzw. durchgeführt:

Die Klimakrise im Ammerland

Eine Einführung ins Thema und Fragen an die Landtagskandidat:innen

Hinführung zum Thema „Besonderheiten Ammerland“:

Sie alle kennen das Ammerland, wissen um die ländliche Strukturierung, die Bedeutung der Land- und Baumschulwirtschaft, des Gesundheitswesens und des Tourismus und wollen sich in Hannover für „Ihr“ Ammerland einsetzen. Sie alle kennen auch die Folgen des menschengemachten Klimawandels, der sich auch im Ammerland schon deutlich bemerkbar macht mit den folgenden Veränderungen in den nur 60 letzten Jahren:

Die Weltmeteorologieorganisation hat kürzlich erst festgestellt, dass wir schon innerhalb der nächsten fünf Jahre mit hoher Wahrscheinlichkeit die Marke von 1,5 Grad globaler Temperatur überschreiten werden. Das mit dem Pariser Abkommen gesetzte 1,5 Grad-Ziel ist inzwischen zur Illusion geworden.

Das bedeutet für das Ammerland

Gleichermaßen sind Überschwemmungen durch Starkregenereignisse zu erwarten – sowohl mit Schäden für die Landwirtschaft als auch in Baugebieten, wie letztes Jahr in Rastede. In den Tidebereichen in der Gemeinde Apen gibt es zusätzlich Wasserdruck von der Nordsee

Niedersachsen hat die Dringlichkeit offensichtlich erkannt und im Landesklimagesetz folgende Eckpunkte formuliert: eine Minderung der Gesamtemissionen bis 2030 (!) um mindestens 65% – im Vergleich zum Stand 1990 – und danach eine schrittweise Emissionsreduzierung bis zur Erreichung der Klimaneutralität im Jahr 2045.

Um das zu schaffen, bedarf es in allen Sektoren enormer Anstrengungen, die Ihnen als Politiker:innen, aber auch den Menschen im Land viel abverlangen werden. Hinzu kommt die Ukraine-Krise als riesige Herausforderung, vor der wir in diesem Winter stehen.

Eingangsfragen an die Kandidat:innen

Herr El-Scheich (Die Linke), als Sozialwissenschaftler sehen Sie nicht nur die wissenschaftlich erwiesenen Folgen des anthropogenen Klimawandels. Sie sehen auch die sozialen Folgen. Wie sieht Ihre Lösung für ein klimafreundliches Ammerland aus, die auch den sozialen Aspekt berücksichtigt? Wie wollen Sie die für das Ammerland spezifischen Aspekte auf Landesebene in Ihrer Rolle als Abgeordneter einbringen? Was braucht es konkret, um das Ammerland klimaneutral zu machen?

Herr Engelbarts (FDP), Sie sind jung und zählen zu denjenigen, die die Folgen des anthropogenen Klimawandels noch direkter zu spüren bekommen werden. Ihr Kreisvorsitzender freut sich, dass Sie „für frischen Wind in Hannover sorgen werden“. Wie wollen Sie den Wind auch ins Ammerland wehen lassen und hier klar machen, dass der Klimaschutz im Ammerland keinen Aufschub mehr duldet? Soll das Ammerland als Vorzeigeregion klimaneutral werden? Wenn ja, bis wann und was braucht es ganz konkret dafür?

Frau Kuck (Bündnis 90/Die Grünen), Ihre Partei hat sich Klimaschutz auf die Fahne geschrieben. Ihnen selbst sind vermutlich die Hintergründe und Folgen des anthropogenen Klimawandels als Expertin für chemische Wasseranalytik bei der Landwirtschaftskammer bekannt und bewusst. Welchen Stellenwert hat für Sie konkret der Klimaschutz und für welche konkrete Maßnahme würden Sie sich im Landtag bevorzugt einsetzen, um die Folgen des Klimawandels im Ammerland abzumildern? Mit welchen Maßnahmen wollen Sie im Ammerland in diesem Winter 15 – 20 % Energie einsparen, um die durch den Ukraine-Krieg verursachten Energiekrise bewältigen zu können?

Herr Nacke (CDU): Sie sitzen seit 19 Jahren im niedersächsischen Landtag. Als parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion mischen Sie sozusagen „ganz vorne“ mit. Welche konkreten Maßnahmen haben Sie in den 19 Jahren für das Ammerland in die Wege geleitet, um die Folgen des anthropogenen Klimawandels abzumildern? Um die durch den Ukraine-Krieg verursachten Energiekrise bewältigen zu können müssen hier vor Ort in diesem Winter 15 – 20 % Energie eingespart werden. Wie wollen Sie das erreichen?

Herr Meyer (SPD), Sie sind Finanzexperte, seit 10 Jahren im Aper Gemeinderat aktiv und sind u. a. Mitglied im Umwelt- und Klimaausschuss der Gemeinde. Sie sind also mit den Fakten des anthropogenen Klimawandels vertraut. Auf Ihrer Webseite schreiben Sie, dass das Ammerland für Sie eine Herzensangelegenheit ist. Welche Mittel wollen Sie in Hannover konkret „locker“ machen oder ggf. umschichten, um die Folgen des Klimawandels im Ammerland abzumildern? Soll das Ammerland als Vorzeigeregion klimaneutral werden? Wenn ja, bis wann und was braucht es dafür?

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Fragerunden mit Themenschwerpunkten

Thema Klimaneutralität erreichen

Wir haben heute schon in den einleitenden Worten und Fragen die Prognosen für den Klimawandel und die Ziele der Klimaneutralität thematisiert. Nach dem wegweisenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Generationengerechtigkeit wurde von der damaligen Regierung Merkel das Klimaschutzgesetz angepasst und als Ziel die Klimaneutralität bis 2045 festgelegt.

Die Kommunen im Ammerland haben sich selbst Ziele gesetzt: So möchten Bad Zwischenahn und Rastede bereits 2040 treibhausgasneutral sein, Edewecht bis 2045 eine Treibhausgasreduktion von 84% erreichen (!). Diese Gemeinden machen sich mit kommunalen Klimakonzepten auf den Weg, die Ziele mit geeigneten Maßnahmen umzusetzen.

Frage 1: Welche Ansatzpunkte sehen Sie, die Kommunen von Hannover aus bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Klimakonzepte zu unterstützen? In Edewecht hat die Analyse für das Klimakonzept ergeben, dass der Bereich der Wirtschaft beim Energieverbrauch mit 2/3 (!) den größten und bedeutendsten Anteil hat. Diese Größe macht deutlich, dass Klimakonzepte der Kommunen nur erfolgreich sein können, wenn auch die Betriebe und Unternehmen für sich entsprechend ihrer spezifischen Situation Anstrengungen zum Energiesparen unternehmen und eigene Klimastrategien entwickeln.

Frage 2: Was sollte die zukünftige Landesregierung Ihres Erachtens nach tun, damit alle Unternehmen sich auf den Weg machen, für sich ein Klimakonzept festzulegen und eine vorausschauende Energiestrategie zu entwickeln?

Thema Flächennutzung

Unter Flächennutzung verstehen wir Landwirtschaft, Nutzung der Moore und Bebauung. Humusreiche Böden und Moore können unter bestimmten Bedingungen CO2 speichern. Humusabbau und Trockenlegung von Mooren führen hingegen zu einem vermehrten Ausstoß von CO2. Die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Flächen, wie sie hier im Ammerland betrieben wird, führt überwiegend zu einer negativen Klimabilanz durch Humusabbau infolge häufiger Bearbeitung der Böden. Bebauung versiegelt den Boden und die intensive Nutzung und Trockenlegung von Mooren setzt in hohem Maße klimaschädliches CO2 frei.

Frage 1: Wie werden Sie sich im Landtag für eine klimafreundliche Kehrtwende in der Landwirtschaft einsetzen? Wie wollen sie das Überleben der bäuerlichen Landwirtschaft sichern?

Mögliche Stichpunkte: Werden Sie sich für die regionale Vermarktung von Produkten und eine regionale Wertschöpfungskette im Ammerland im Landtag einsetzen? Welche Mittel werden Sie dafür mobilisieren?

Frage 2: Moore sind die effizientesten Kohlenstoffspeicher und mehrfach wirkungsvoller als z.B. Wälder. Sie haben eine überragende Bedeutung als Senken für klimaschädliches CO2, solange sie nass bewirtschaftet oder renaturiert werden. 80% der deutschen Moorflächen liegen in Norddeutschland. Niedersachsen und das Ammerland haben hier also eine besondere Verantwortung, aber der Torfabbau geht hier nach wie vor weiter.

Wie wollen Sie sich im Landtag für die Ammerländer Moore (z. B. Hankhauser Moor, Ipweger/Dänikhorster Moor, Vehnemoor, Moore bei Ihausen) einsetzen und deren Potenzial nutzen? Wie wollen Sie dabei die Moorbauern mitnehmen?

Mögliche Stichpunkte: Im Niedersächsischen Weg werden Moore übrigens nicht extra erwähnt.

Frage 3: Rund 80 % der geplanten A 20 führt über kohlenstoffhaltige Moor- und Marschböden und betoniert deren Potenzial, CO2 festzulegen, förmlich zu. Die A 20 ist das klimaschädlichste und mit über 6 Milliarden teuerste Projekt des gesamten Bundesverkehrswegeplanes. Allein im Ammerland würde die A 20 rund 300 ha landwirtschaftliche Fläche dauerhaft in Anspruch nehmen und wertvolle Wälder zerschneiden. Weitere rund 400 ha Kompensationsflächen sind da nicht eingerechnet.

Wie stehen Sie zum Neubau der A20 und wie wollen Sie den entstehenden Klimaschaden ausgleichen?

Mögliche Stichpunkte: In den Unterlagen ist die Kompensation für den Schaden am globalen Klima nicht vorgesehen, nicht einmal die Betrachtung der Auswirkungen auf das globale Klima ist vorgesehen.

Thema Wasser

Wie eingangs bereits geschildert zeichnet sich ab, dass sich die Niederschlagsverteilung ändern wird: längere Trockenperioden im Sommer bis hin zu trocken fallenden Gewässern, Regen fällt öfter als Starkregenereignis mit der Gefahr von Überschwemmungen und rauscht andererseits schnell in den ausgebauten Gewässern davon. Die Winterniederschläge nehmen erheblich zu, also in einer Zeit, in der die Pflanzen das Wasser nicht aufnehmen können. Das Ammerland ist einerseits wasserreich, hat aber auf den Geestrücken auch mit Trockenheit zu kämpfen. Außerdem befindet sich das Ammerland nah an der Küste und ist bereits heute in Teilbereichen nur durch die Deiche vor Sturmfluten und Meeresspiegelerhöhung geschützt.

Frage 1: Wie sehen Ihre Ideen aus, das Ammerland ganz konkret im Rahmen der Klimaanpassung vor Überschwemmungen zu schützen und sommerliche Trockenzeiten auszugleichen? Wie wollen Sie sich in Hannover für die Verwirklichung Ihrer Vorschläge einsetzen?

Mögliche Stichpunkte: Hochwasserschutz, Niedrigwassermanagement, Wasserrückhaltung in Wäldern, Mooren, neu anzulegenden Poldern.

Frage 2: Die Niedersächsische Anpassungsstrategie zeigt in den letzten Jahren auch im Nordwesten einen extrem niedrigen Grundwasserstand auf – besonders im Sommer, wenn viel Wasser benötigt wird (Bewässerung etc.). Das kann sich auch negativ auf die (Trink-) Wasserqualität auswirken. Wie wollen Sie sich für ein klima- und ressourcenschonendes (Grund-) Wassermanagement im Ammerland einsetzen?

Thema Bauen

Ein Zitat aus dem Niedersächsischen Weg lautet sinngemäß: Die Neuversiegelung von Flächen in Niedersachsen wird bis zum Jahr 2030 auf unter drei Hektar pro Tag und bis 2050 auf null reduziert werden.

Dies ist ein wichtiger Faktor bei der Milderung der Auswirkungen des Klimawandels. Demgegenüber steht ein stetiger Bevölkerungszuwachs im Ammerland von rund 1.000 Menschen pro Jahr. Wer sich die Zahlen der einzelnen Gemeinden ansieht, fragt sich zurecht, wo diese zukünftig wohnen und ihren Alltag bestreiten sollen.

Frage 1: Mit welchen Maßnahmen wollen Sie einerseits dem Bedarf an Wohnraum und andererseits dem Schutz von Umwelt und Mensch gerecht werden, wenn das Ziel von unter drei Hektar pro Tag in Niedersachsen eingehalten werden soll?

Frage 2: Wie wollen Sie sich in Hannover konkret dafür einsetzen, Flächen wieder zu entsiegeln und Ortszentren und Wohngebiete zu begrünen, um dort ein gesundes Klima und einen Temperaturausgleich zu bewirken?

Thema Mobilität

Ein Fünftel aller Treibhausgasemissionen stammen aus dem Verkehrssektor. Diese Zahlen gelten auch für Niedersachsen und auch für das Ammerland. Seit 1990 konnten alle anderen Sektoren (Energie, Industrie, Haushalte, Landwirtschaft) ihre Emissionen deutlich reduzieren – nur der Verkehrssektor nicht. Fast alle Verkehrsemissionen stammen aus dem Straßenverkehr, wovon das meiste wiederum Nahverkehr ist. Übrigens endet ein Viertel aller PKW Fahrten nach zwei Kilometern. Eine Strecke, die man leicht mit dem Fahrrad machen könnte.

Laut der niedersächsische Klimaschutzstrategie 2021 müssen die Emissionen im Verkehrssektor innerhalb der kommenden sieben Jahre, also bis 2030, um die Hälfte gesenkt werden. Wenn man dieses Ziel erreichen will, muss man also den Autoverkehr sehr stark reduzieren.

Frage 1: Wie wollen Sie dafür sorgen, dass im Ammerland viele Menschen vom Auto umsteigen auf klimafreundliche Verkehrsmittel, wie das Fahrrad und den ÖPNV?

Mögliche Stichpunkte: E-Bikes, flächendeckendes Radverkehrsnetz im Ammerland, sanierte Radwege, Fahrradschnellwege, reaktivierbare Bahnabschnitte Ocholt-WST und Ocholt-Frisoythe-Cloppenburg, bessere Taktung des ÖPNV <(p>

Frage 2: Es gibt viele Möglichkeiten, die Mobilität zu beeinflussen: Anstatt dem KFZ-Verkehr gesetzlich einen Vorrang einzuräumen, könnte es eine Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer geben. Bei Gebäuden könnte die Verpflichtung von Auto-Stellplätzen durch Fahrradstellplätze ersetzt werden. Auch Richtlinien für Fahrradabstellanlagen kann das Land erlassen. Welche Möglichkeiten wollen Sie konkret ergreifen, um sich im Rahmen Ihres Mandats für weniger Autoverkehr und die klimafreundliche Lenkung von Mobilität einzusetzen?


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